Karst – Landschaft mit Löchern

Fast so durchlöchert wie ein Schweizer Käse, das ist die Karstlandschaft der Schwäbische Alb. Der Grund ist, dass das Gestein der schwäbischen Alb aus Kalk besteht. Dieses Kalkgestein ist in saurem Wasser löslich. Regenwasser besitzt die notwendige Säure in Form von Kohlensäure, die aus der Reaktion des Wassers mit Kohlendioxid aus der Luft entsteht. Das Kalkgestein der Schwäbischen Alb löst sich also im versickernden sauren Regenwasser allmählich auf, ähnlich Brausepulver in einem Glas Wasser. Karst bezeichnet also eine oberirdische und unterirdische Landschaftsform, die durch Lösung von Gesteinen entstanden ist und eine entsprechende Hydrologie aufweist. Die dafür typischen Geländeformen sind beispielsweise Dolinen, Karren, Trockentäler und Höhlen. Hydrologische Merkmale sind das weitgehende Fehlen von Oberflächengewässern, konzentrierte unterirdische Fliessgewässer, geschlossene Senken, Karstquellen und entsprechende Fliess-geschwindigkeiten im Untergrund.

Sind Karstgebiete für Windenergieanlagen geeignet? Karstgebiete weisen also spezielle geologische und hydrologische Eigenheiten auf, die es zu berücksichtigen gibt, wenn unliebsame Überraschungen bei Bauprojekten oder im Rahmen der Trinkwassernutzung vermieden werden sollen. Karstlandschaften und Windenergieanlagen sind nicht unvereinbar, aber es bestehen spezifische, an Karst gebundene Risiken. Diese Risiken betreffen nicht nur allfällige Beeinträchtigungen von Umwelt und Grundwasser, sondern die Stabilität der Anlagen selber. Karst ist nämlich stark zerklüftet und enthält zahlreiche, versteckte Hohlräume. Dem ist wohl besser Rechnung zu tragen, bevor ein Fundament für eine Anlage erstellt wird…

Welche Gefahren birgt der Karst für WindKRAFTanlagen?

Hohlräume können ein Bauvorhaben ebenso gefährden, wie das Bauvorhaben den Karst. Windenergieanlagen benötigen riesige Fundamente. Unentdeckte Hohlräume können unter der zusätzlichen Belastung ( Last und/oder Erschütterungen ) einstürzen und so ein Fundament beschädigen oder die Fundationswirkung einschränken. Weiter hat sich gezeigt, dass die künstliche Infiltration von ( Baustellen ) – Wasser die Gefahr von Dolinenbildung und Instabilität stark beeinflußt. Es muss grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass sich im Umkreis von 50-100 m um einen Punkt mit künstlicher Infiltration neue Dolinen bilden, bestehende aktiviert werden oder dass es zu Setzungen / Rutschungen kommen kann.

Welchen einfluss haben windkraftanlagen auf das grundwasser in karstgebieten ?

Auf Grund der direkten Verbindung der Oberfläche mit dem Grundwasser durch Karströhren ist die Gefahr einer Beeinträchtigung stark erhöht. Grundsätzlich sind folgende Immissionen besonders relevant: (1.) Sediment- und Nährstoffeinträge in Folge von Bodenerosion. (2.) Einbringung von gewässergefährdenden Substanzen ( insbesondere Treibstoffe und Maschinenöle ). (3.) Alkalische Wasser im Zusammenhang mit Betonierarbeiten. (4.) Behandlung des Baustellenwassers. Es muss beachtet werden, dass die Filterkapazität des Bodens im Karst meist ungenügend ist und alkalisches Wasser aus dem Beton behandelt werden sollte. (5.) Reduktion der Wahrscheinlichkeit eines Zwischenfalls mit wassergefährdenden Substanzen durch geeignete Maßnahmen. (6.) Die Entwässerung der Baustelle und anschließend die der Anlage muss der Instabilitätsproblematik gerecht werden. (7.) Sicherstellung, dass bei der Hinterfüllung eines Hohlraums der Beton nicht weiter ins Karstsystem eindringen kann. (8.) Räumliche und zeitliche Beschränkung der Bodenveränderungen auf das strikt Notwendige, sowie Berücksichtigung der Witterungsverhältnisse ( z.B. keine großflächigen offenliegenden Flächen in Zeiten zu erwartender Starkniederschläge ) bei entsprechenden Baumaßnahmen.

Welche Grundlagen zu Windenergieanlagen im Karst gibt es?

Dieses Thema wird nur marginal behandelt. Dokumentiert sind unterschiedliche Untersuchungsmethoden der Geologie, mit den entsprechenden Einschränkungen zur Vorhersagegenauigkeit. Methodische Erfassungen zu bereits realisierten Projekten und deren Problemfeldern haben wir nicht finden können und sind uns nicht bekannt. Was aber passieren kann, dass sich während der Bauphase die Notwendigkeit, wie beim Projekt Lauterstein der Fall, ergab, Beton-Pfahlgründungen unter dem Fundament einzubringen: 380 Betonpfähle, 30 Meter tief, Mehrkosten 4 Mio. Euro.

HYDROGEOLOGIE

Wie bereits ausgeführt, kommt unserer Karstlandschaft eine hohe hydrologische Bedeutung als Infiltrationspunkt zu. Durch die grossflächigen Bodenveränderungen beim Bau von Windenergieanlagen, insbesondere für die Montageplätze und die Erschliessung, können beide Funktionen stark beeinträchtigt werden. Die hydrogeologischen Gutachten fehlen bei vielen Bauvorhaben von Windkraftanlagen.Die Fließzeiten des Wassers im Karstgebiet sind immer Einzelfallbetrachtungen unterworfen und absolut differenziert zu betrachten und zu bewerten. Sie erfordern größte Sorgfalt und gutachterliche Bewertung durch neutrale Gutachter. Färbversuche zur Nachweisführung von Fließrichtung und Fließzeit des Wasser sind unabdingbar, zumal es grundsätzlich auch zu beachten ist, dass bei großräumigen unterirdischen Entwässerungsnetzen zu weit entfernten Beeinträchtigungen kommen kann. Wasser stellt ein enormes Volksvermögen dar, das mit vorsorglichen Schutzmaßnahmen langfristig zu erhalten ist.

Nachstehend Sehen Sie den Querschnitt des Teilgebietes Oberer Berg, der zur Bebauung für Windräder geplant ist. 15 Grad Hangneigung, auf porösem Untergrund und in einem Gebiet, das als Hangrutschgebiet eingestuft ist und zu dem in einem Wasserschutzgebiet liegt.

Die nachfolgenden Bilder verdeutlichen das nochmal eindringlich. Die Abbildungen der Hangrutschgebiete haben wir dem Kartendienst des Landes Baden-Württemberg entnommen. Das letzte Bild haben wir an der Erddeponie Grashalde, die in diesem Gebiet liegt, aufgenommen.