Der Wald und seine systemleistungen für uns
58 Billionen US-Dollar, ca. die Hälfte des globalen Sozialprodukts pro Jahr, sind mäßig bis stark von Leistungen der Natur abhängig.
Wie komplex dieses Gefüge ist, veranschaulicht dieses Video

Quelle: FNR 2020 https://mediathek.fnr.de/grafiken/daten-und-fakten/forstwirtschaft/infografik-oekosystemleistungen.html

Bedeutung des Waldes für den landschaftswasserhaushalt
Waldgebiete weisen in der Regel eine hohe Infiltrationsrate von Wasser in die Waldböden auf. Sie sind wesentlicher Bestandteil zur Dämpfung von Hochwasserereignissen und tragen zum Erosionsschutz bei. Gleichzeitig weist der Wald eine hohe Transpirationsrate auf und hat damit meist höhere Verdunstungsraten wie landwirtschaftliche Nutzflächen. Wald erreicht damit in den Sommermonaten im Durchschnitt einen Kühlungseffekt von mehreren Grad Celsius. Städte werden genau aus diesem Grund zunehmend begrünt. Die Begrünung mindert massiv den Treibhauseffekt in den Sommermonaten.

Waldboden
Als Faustregel werden etwa 100 Jahre für die Bildung von einem Zentimeter Waldboden veranschlagt. Alte Waldstandorte können somit mehrere 10.000 Jahr alt sein. Dennoch ist sein jeweiliger aktueller Zustand einem dynamischen Prozess geschuldet. Er reagiert zum Teil sehr empfindlich auf Veränderungen des Klimas, der Waldbewirtschaftung und der Stoffeinträge. Jeder dieser Faktoren beeinflusst die Bodenbiologie, das ökologische Gleichgewicht, den Nährstoffkreis und den Wasserhaushalt im Wald. Jeder Waldboden hat sich nach den spezifischen Bedingungen des Standortes entwickelt und ist damit einzigartig. Er speichert ca. 105 Tonnen/Hektar an Kohlenstoff, der Wald ca. 137 t/ha, insgesamt 242 Tonnen.

Wasserqualität
Die Qualität des Wassers aus Waldgebieten ist meist sehr gut. Durch die Filterwirkung des Untergrundes weist das Wasser geringe Nährstoff-und Schwebstoffausträge auf und dient, wie bei uns, oft zur Trinkwassergewinnung. Bodenverdichtungen, Kahlschläge und Dürrstände führen zu einer Veränderung des Mikroklimas und in der Folge davon reichert sich das Grundwasser im ersten Schritt mit gelösten organischen Kohlenstoffen, Nitraten und Schwermetallen an. Trinkwassergewinnung ist in dieser Phase nur noch, wenn überhaupt, mit sehr teuren Verfahren zur Reinigung des Wassers zu erzielen oder entfällt ganz. Baden-Württemberg wird wegen des Klimawandels zukünftig ein Wasserproblem haben. Aktuell gehören Bayern und Baden-Württemberg zu den wasserreichsten Regionen in Deutschland. Sie zählen aber auch zu den Regionen, die weltweit am meisten Wasser verlieren laut Global Institute for Water Security. Eingriffe in die Schutzfunktion Wald für das Wasser und Eingriffe in die Wasserschutzgebiete für die Grundwasserversorgung sind als äußerst kritisch zu betrachten und können in der Abwägung von Schutzgütern nicht runter skaliert werden.

Der Waldboden lebt
Waldböden sind Lebensraum unzähliger Lebewesen, die beim Abbau und Umbau von organischen Substanzen eine wichtige Rolle spielen. Wenn nicht winzige Lebewesen die Blätter, Nadeln und Äste zu Humus zerkleinern und zersetzen würden, würde sich das Material im Laufe der Zeit zu riesigen Bergen anhäufen. Auf einem Quadratmeter Waldboden tummeln sich mehr Kleinstlebewesen, wie Menschen auf der Erde. Praktisch jedes dieser Organismen produziert Schallwellen. Entweder durch Bewegung oder Kommunikation. Sie können also auch hören, was ein Organismus tut und mittlerweile wird die Akustik zur Untersuchung von ökologischen Beziehungen und Prozessen benutzt. Waldboden ist also keine kompakte Masse, sondern ein offenes und poröses System aus organischen und mineralischen Partikeln, Bodenlebewesen, Wurzeln, Luft und Wasser. Er ist eine Dauerbaustelle, wo rund um die Uhr Material abgebaut, umgebaut und Neues geschaffen wird. Der Waldboden ist zudem mit seinem Reservoir von Nährstoffen und Wasser ein Lebensraum für Pflanzen und Tieren sowie ein Filter rund Puffer für zahlreiche Substanzen.

Die Systemleistungen des Waldes
Basisleistungen – Zu den Basisleistungen des Waldes gehört die Photosynthese und Kohlenstoffspeicherung. Regulationsleistungen – Dazu zählt man den Klimaschutz, der Wald als Wasserfilter und den Bodenschutz (Hochwasser, Erosion). Versorgungsleistungen – Holznutzung und (Trink-) Wassergewinnung. Kulturelle Leistungen – dazu zählt der Tourismus und die Naherholung
Bodenverdichtung
Waldboden reagiert empfindlich technische Beanspruchung durch Baumaßnahmen, Transporte und sonstige Betriebsarbeiten. Speziell die Zuwegungen, mit Breiten von bis zu 40 Metern in Kurven und Auslegungen für Schwertransporter mit einem Gewicht von 100-150 Tonnen, die für den Transport der Windkraftwerke zum Aufstellort benötigt werden, sind hoch problematisch. Sie durchschneiden die Gebiete und verdichten den Boden in große Tiefen. Der ursprüngliche Zustand läßt sich nie wieder herstellen. Die Verformung des Bodens führt zu einerBeeinträchtigung des Gasaustausches, zu einer Verringerung der Wasserleitfähigkeit, zu Emissionen von Treibhausgasen und zum Absterben der bodenbiologischen Aktivität und Diversität.


58 Billionen US-Dollar
58 Billionen US-Dollar, ca. die Hälfte des globalen Sozialprodukts pro Jahr, sind mäßig bis stark von Leistungen der Natur abhängig. Diese Feststellung stammt von den Wissenschaftlern des Welt-Biodiversitätsrates (IPBES), aktuell veröffentlicht im Nexus-Bericht, beschlossen von Regierungsdelegationen aus 150 Ländern. In dem 59-seitigen Bericht stecken drei Jahre Arbeit von 165 Experten aus 57 Ländern. Nexus, aus dem lateinischen übersetzt, steht für Verknüpfung oder Zusammenhang. Mit diesem Bericht schaut der Rat (IPBES) nicht isoliert auf sein Kerngebiet, den Verlust der Biodiversität, sondern verknüpft ihn mit Elementen wie Wasserverfügbarkeit und -qualität, Gesundheit und Klimawandel. Wichtig ist den Wissenschaftlern, dass es nicht nur abstrakt um den Erhalt von Lebensgrundlagen geht, sondern um den von Wertschöpfung. Darin wird, neben vielen anderen Werten, der Wert von funktionierenden Waldsystemen, die widerstandsfähig gegen Stürme und Klima sind, sowie den Wasserhaushalt regulieren können, beziffert. Betrachten Sie also das Windrad in Seitingen-Oberflacht nicht als einzelnes Windrad. Betrachten Sie es als ein Windrad von geplanten einhunderttausend Windrädern. Das Problem was Sie lösen möchten, lösen Sie also nicht nur einmal, sondern einhunderttausendmal. Das Problem was Sie neu damit schaffen, schaffen Sie nicht nur einmal, sondern einhunderttausendmal. Zu jedem Problemstandort existiert der Wahrscheinlichkeit nach auch eine Alternative.
Es sind mehr Anstrenugungen und mehr Investitionen in Öko-System notwendig und nicht deren Verringerung. Der Rückversicherer Allianz schreibt dazu in einer Studie zur Biodiversität, dass etwa der Verlust der Bienen zu einem Schaden von drei Milliarden Dollar jährlich allein in Deutschland führen würde, zumal das zu Kettenreaktionen führen würde. Branchen, wie die Pharmaindustrie oder die Agrarindustrie sind auf Rohstoffe aus der Natur angewiesen. Biodiversität ist ein Thema, das die eigene Wirtschaftsleistung und die Stabilität unseres Wirtschaftssystems garantiert.